Forschung vs. Praxis: Eine Analyse bodenphysikalischer Maßnahmen

Im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Forschung und praktischer Anwendung wird häufig deutlich, dass Laborergebnisse nicht ohne Weiteres auf komplexe, reale Bedingungen übertragbar sind. Besonders im Bereich der Bodenlockerung und -belüftung an verdichteten Baumstandorten zeigt sich, dass die Realität oft deutlich differenzierter ist als es vereinfachte Versuchsanordnungen abbilden können. Jeder Standort stellt individuelle Herausforderungen hinsichtlich Bodenart, Baumart, Art und Dauer der Belastung sowie vorhandener Maßnahmen zur Entlastung des Wurzelraumes.

Allein die Namensnennung zur Bearbeitung einer Bodenverdichtung ist sehr unterschiedlich. Bodenbelüftung, Bodensanierung, Revitalisierung usw. Beim Druckluftlanzensystem wird in der Regel Substrat/Material in geschaffene Hohlräume gebracht. Teilweise ist es auch nur Luft oder flüssiges Material. Und daher sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich.

Die Ursachen von Bodenverdichtungen sind vielfältig und reichen von mechanischer Belastung über mangelnde Durchwurzelbarkeit bis hin zu klimatischen Einflüssen. Eine pauschale Bewertung von Methoden oder Hilfsmitteln zur Sanierung solcher Standorte ist daher aus praktischer Sicht nur begrenzt zielführend.

Während die wissenschaftliche Fundierung zweifellos eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Bewertung neuer Verfahren spielt, basiert die Wirksamkeit vieler in der Praxis eingesetzter Methoden nach wie vor maßgeblich auf langjährigen Erfahrungswerten. So wurde auch unser System zur Bodenbelüftung bei TFI über einen Zeitraum von mehr als  30 Jahren kontinuierlich intern weiterentwickelt, mit nachweislich positiven Effekten, die sich in der täglichen Praxis und dem langfristigen Fortbestand unseres Unternehmens widerspiegeln. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch bei anderen Anbietern im Bereich bodenphysikalischer Sanierung, die seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt bestehen.

Vor diesem Hintergrund erscheinen wissenschaftliche Aussagen, die auf der Basis von Laborversuchen zu dem Schluss kommen, dass bestimmte Methoden „kaum Wirkung“ zeigen, problematisch – insbesondere, wenn sie nicht oder nur vereinzelt durch begleitende Feldversuche validiert wurden. Solche Bewertungen können nicht nur den praktischen Nutzen diskreditieren, sondern auch etablierte Verfahren unnötig in Frage stellen, obwohl diese sich unter realen Bedingungen vielfach bewährt haben.

Es ist nachvollziehbar und richtig, dass wissenschaftliche Arbeiten kritisch prüfen und objektiv bewerten. Doch um der Komplexität realer Standorte gerecht zu werden, bedarf es einer stärkeren Integration von Praxiswissen und empirischen Erfahrungen. Nur so können wir zielführende Lösungen entwickeln, um den Erhalt von Bestandsbäumen unterzunehmendem Klimadruck nachhaltig zu sichern.

Was wir brauchen, um Bäume langfristig zu erhalten, ist eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis und die Bereitschaft, bewährte Verfahren differenziert zu betrachten, statt sie vorschnell zu verwerfen. Denn unser gemeinsames Ziel bleibt der Schutz und die Förderung vitaler Stadtbäume als Teil einer klimaresilienten urbanen Infrastruktur.

Gemeinde Holdorf – Alte Dorfkastanie. Linkes Bild 2018 vs. rechtes Bild 2024

„Einer meiner Lieblingsbäume in Holdorf bei Osnabrück. Die alte Dorfkastanie hatte eigentlich so alles an Schädlingen und Krankheiten, was man sich vorstellen kann und wurde 2019 behandelt. 2024 stand sie grün dar. Wir können den Baum nicht retten, aber ihm deutlich mehr Lebenszeit schenken.“ erläutert Norbert Müller, Account-Manager bei TFI.