„CSI Trees“: Klimabäume mit Zukunft

CSI Trees: Klimabäume mit Zukunft

Das TFI-Team wurde während eines Vortrags vorübergehend Teil des „crime scene investigation team“ von Marc Ravesloot, leitender Forscher an der Universität Wageningen in den Niederlanden. Es ging darum, „Mordfälle“ aufzuklären. Vor allem aber müssen weitere Todesfälle verhindert bzw. der Baumbestand geschützt werden. Denn welche Baumarten sind bei dem derzeitigen Tempo des Klimawandels in Europa noch zukunftsfähig?

Welche Bäume klimaresistent sind, wurde bisher vor allem aus Erfahrung, aber nie aus physiologischer und empirischer Sicht bestimmt. Außerdem wurde der heutige Baumbestand im Laufe der Jahrhunderte sehr diffus eingeteilt, ohne den Handlungsbedarf, der jetzt durch den Klimawandel entsteht. In der von Marc Ravesloot geleiteten Studie werden zum ersten Mal kontinuierlich und simultan erhobene physiologische Daten verwendet. Die Forschung besteht aus drei sich gegenseitig verstärkenden und verbindenden Teilen.

Suchprofil

Für klimaresistente Stadtbäume wird ein Suchprofil erstellt, welches die wesentlichen physiologisch-abiotischen Toleranzen umfasst. Das Besondere an der Studie ist das „Baumlabor“: Hier können bis zu 90 verschiedene Bäume gleichzeitig in dreifacher Ausführung gemessen werden. Nie zuvor war es möglich, Bäume in dieser Form auf ihre Stressreaktion zu untersuchen. Im Labor werden Klimaszenarien mit verschiedenen Kombinationen von abiotischen Faktoren wie Trockenstress, Salzstress, Hitzestress und zeitweilige Überflutung simuliert. Nach der Analyse wird eine Liste von Baumarten erstellt, welche für diese Bedingungen geeignet sind.

In der Voruntersuchung geht es um die Ausarbeitung der Studiensystematik. Wie müssen wir vorgehen, welche Werkzeuge stehen zur Verfügung? Eines davon ist die jährliche Durchschnittstemperatur. Die Forschung konzentriert sich auf ein kleines Land wie die Niederlande, welches ziemlich weit nördlich liegt. Anhand der Forschungsergebnisse und der Winterhärtekarten weiter unten können Sie sich vielleicht vorstellen, wie sich der Klimawandel auf die Bäume in Deutschland auswirken wird. Studiendaten zeigen unter anderem, dass es in den Niederlanden für die Stieleiche eigentlich schon 1,5 Grad zu warm ist. Die Flaumeiche, Quercus pubescens, kann hingegen höhere Durchschnittstemperaturen verkraften. Eine chilenische Palme in Middelburg? Im Jahr 2050 hat diese Baumart dort viel bessere Überlebenschancen als viele einheimische Bäume. Andererseits geben die Bürger an, dass diese Baumarten für sie viel zu weit hergeholt sind und ihnen nicht gefallen.

Eine weitere Komponente ist die Berechnung künftiger Veränderungen in der Atmosphäre und im Boden. Auf diese Weise arbeitet CSI Trees vorausschauend. Anhand der künftigen städtischen Klimabedingungen wird dann proaktiv nach natürlichen Verbreitungsgebieten gesucht, in denen Baumarten unter diesen Bedingungen untersucht worden sind. Dieses „Backcasting“ rückt Bäume in den Mittelpunkt, die für die städtische Umgebung der Zukunft in Frage kommen.

Die teilnehmenden Baumschulen können dadurch geeignete Baumarten züchten, und Baumpfleger können die Erfahrungen mit neuen Baumarten in ihre Spezifikationen und Bewirtschaftungsvorschläge einfließen lassen.

Ein Beispiel: Karten der Winterhärtezonen

Durch die Verwendung der Daten von 1920 bis heute und die Berechnung neuer Isothermen wurden neue historische Karten der Winterhärtezonen erstellt. Diese zeigen, wie sich die Winterhärtegrade in Europa verändert haben (siehe Zeitraffer):

Quelle Zeitraffer: CSI Trees

Für die Niederlande wurden Vorhersageberechnungen über die Verschiebung der Winterhärtezonen auf Grundlage der KNMI-Klimaszenarien erstellt. Im extremsten Szenario kann sich die Winterhärtezone um 4 Stufen gegenüber der heutigen Winterhärte verschieben. In Zeeland ist dann schon von Zone 10a die Rede. Das ist eine Winterhärtezone, die derzeit mit Südspanien vergleichbar ist (Garten & Landschaft, 14/15 (7. Juli 2023)).

Studie zur Bürgerbeteiligung

Menschen erleben Bäume auf eine ganz persönliche Art und Weise. Um herauszufinden, welche Merkmale von Bäumen am meisten bzw. am wenigsten geschätzt werden, wurde im Rahmen von „CSI Trees“ eine Studie dazu durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Garten & Landschaft 10 (12. Mai 2023) zusammengefasst. Die niederländischen Gemeinden beziehen die Wünsche der Bürger auf unterschiedliche Weise in ihre Planung ein. Auffallend war, dass es zwischen den 10 teilnehmenden Gemeinden kaum Unterschiede in der Wahrnehmung von Bäumen gab.

Und wir?

Wir fühlten uns geehrt, bereits eine Vorschau auf einige der Ergebnisse der Studie erhalten zu können. Der Klimawandel wirkt sich auch auf unsere eigene TFI-Methode® aus. Wir übernehmen viele der Informationen aus der „CSI Trees“-Studie für unsere Innovationen in Bezug auf die Beratung, die von uns verwendeten Substrate und die Injektionsmethode.