Stadtbäume und Gesundheit

Stadtbäume und Gesundheit

Gesundheit und Grün sind eng miteinander verbunden

Die Bedeutung städtischen Grüns für unsere Gesundheit wird zunehmend anerkannt. So war es beispielsweise eines der drei Hauptthemen auf dem jüngsten „2nd World Forum on Urban Forests“ in Washington, D. C. (https://www.worldforumonurbanforests.org/). Führende Redner wie Dr. Frances Kuo von der University of Illinois in den Vereinigten Staaten betonten, dass wir inzwischen genügend wissenschaftliche Beweise für den engen Zusammenhang zwischen städtischem Grün und unserer psychischen, körperlichen und sozialen Gesundheit haben. Kurz gesagt: Ein guter Zugang zu (hochwertigen) Grünflächen führt zu einer besseren Gesundheit. Öffentlich zugängliche Grünflächen können die gesundheitlichen Unterschiede zwischen Bewohnern mit niedrigem und hohem Einkommen sogar teilweise aufheben. Der Zugang zu und die Aussicht auf Grünflächen machen uns aktiver, glücklicher und sozialer. Wir werden auch produktiver und können uns besser konzentrieren.

Wie können wir Gesundheit verbessern?           

Im Rahmen einer Studie für die flämische Regierung über die Bedeutung von „Grün“ und „Blau“ (d.h. verschiedene Formen von Wasser) in der städtischen Umgebung konnten wir im Projektteam feststellen, dass wir in der Tat genug über die Bedeutung von Grün für unsere Gesundheit wissen. Jetzt ist es an der Zeit, dieses Wissen auch in der Praxis anzuwenden. In der Studie fanden wir zum Beispiel vier grüne Maßnahmen, die schnell für große gesundheitliche Verbesserungen sorgen könnten: höhere Baumkronenabdeckung, die Begrünung von Schulhöfen, die Schaffung kleiner Parks in der Nachbarschaft („pocket parks“) und die Förderung von Gemeinschaftsgärten („community gardens“). Außerdem ist es sehr wichtig, dass wir Bäume und Grünflächen leicht zugänglich machen und direkt vor die Haustür der Menschen bringen.

Bäume sind von großer Bedeutung für die Gesundheit

Die vier Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit zeigen bereits, wie wichtig Bäume sind. Zahlreiche Studien haben inzwischen ergeben, dass eine höhere Kronenabdeckung, vor allem auf Bezirks- oder Stadtteilebene, zu einer besseren Gesundheit beiträgt. Dies lässt sich teilweise durch die kühlende Wirkung von Bäumen erklären, welche in Zeiten von Klimawandel und städtischen Hitzeinseln von großer Bedeutung ist. Eine kürzlich durchgeführte europäische Studie ergab, dass eine 30-prozentige Kronenabdeckung die Zahl vorzeitiger Todesfälle während Hitzewellen um über ein Drittel reduzieren kann. Die Forschung hat auch einen Zusammenhang zwischen dem Baumbestand und weniger Stress, besserem Schlaf, höherem Geburtsgewicht von Kindern etc. festgestellt. Die jüngste Corona-Epidemie hat noch einmal deutlich gezeigt, wie wichtig auch die Aussicht auf Bäume und Grünanlagen ist. Menschen mit Blick auf Bäume und Grün haben oft eine bessere psychische Gesundheit und können sich beim Arbeiten oder Lernen auch besser konzentrieren.

Vor allem große Bäume machen einen Unterschied

Natürlich sind nicht alle Bäume gleich wichtig. Größere und vitale Bäume bewirken mehr, zum Beispiel wegen ihres größeren Kronenvolumens. Eine neue Studie aus Brüssel kommt zu dem Schluss, dass vor allem große Bäume wertvoll für unsere psychische Gesundheit sind. Einige wenige große Bäume beispielsweise bringen mehr als viele kleinere Bäume. Bäume der ersten oder zweiten Größenordnung sind daher sehr wichtig und sollten aus gesundheitlicher Sicht vorrangig behandelt werden. Deshalb sollten wir uns auch besonders gut um diese Bäume kümmern und ihre Standorte (auch rechtlich) schützen.

Die richtige Auswahl

Je nachdem, welche gesundheitlichen Vorteile wir erreichen wollen, können wir auch entscheiden, welchem Grün und welchen Bäumen wir den Vorzug geben wollen. Um körperliche Aktivität zu fördern, sind gute Parks und sichere Grünanbindungen von entscheidender Bedeutung, während „Sichtgrün“ und Baumkronenabdeckung auch sehr wichtig für unser seelisches Wohlbefinden sind. Gute grüne Treffpunkte in der Straße oder Nachbarschaft fördern den Kontakt zu unseren Nachbarn und damit auch das soziale Wohlergehen. Bäume spielen dabei oft eine zentrale Rolle. Deshalb werden sie auch in der sogenannten 3+30+300-Faustregel hervorgehoben. Diese fordert, dass von jedem Wohn-, Arbeits- oder Studienplatz (und Krankenhaus) aus mindestens drei größere Bäume zu sehen sind, dass jedes Viertel mindestens 30 % Kronenabdeckung aufweist und dass die Entfernung zu einem öffentlich zugänglichen, hochwertigen Park oder einer anderen Grünfläche nicht mehr als 300 Meter beträgt. Die Faustformel betont die Vorteile, welche sich daraus für die Gesundheit und die Anpassung an den Klimawandel ergeben. Bei der Auswahl der Baumarten müssen auch mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit, wie Pollenallergien, berücksichtigt werden. Natürlich müssen wir auch dafür sorgen, dass die Bäume gut gepflegt und eventuelle Risiken und Beeinträchtigungen minimiert werden.

Über den Autor

Cecil Konijnendijk Baten van Bomenarbeitet seit mehr als 25 Jahren in der Forschung, Bildung und Beratung mit den Schwerpunkten städtische Forstwirtschaft, städtische Grünflächen und so genannten „naturnahen Lösungen“. Derzeit lebt er in Barcelona, ​​wo er das neue Nature Based Solutions Institute leitet. Er ist auch außerordentlicher Professor für städtische Forstwirtschaft an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada.

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Departement Omgeving en Agentschap Zorg en Gezondheid, 2022. Groenblauwe ruimtes als bouwsteen van gezonde en veerkrachtige leefomgevingen. Onderzoeksrapport. Auteurs: Aerts, J., Geussens, K., Steenhuis, C., Couderé, K., Konijnendijk, C., Van den Bosch, M. Vlaamse Overheid, Brussels. https://omgeving.vlaanderen.be/nl/klimaat-en-milieu/gezonde-veilige-en-aantrekkelijke-leefomgeving/groenblauwe-ruimtes-als-bouwsteen-van-gezonde-en-veerkrachtige-leefomgevingen

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